Da steht er.
Irgendwie verloren da oben.
Er ist klein.
Und er ist schwarz.
Er merkt, dass er andres ist.
Aber es scheint ihm nichts auszumachen.
Der Regen weht ihm ins Gesicht und der Sand stiebt von unten hoch.
Er hält sich am Geländer fest und schaut tapfer und fest von dort oben herab.
Dann fällt ihm ein, warum er eigentlich hier ist.
Er reckt seine rechte Faust im rechten Winkel in den Himmel, streckt sich und während die Faust vor Anspannung zittert sieht man seine Lippen die richtigen Worte formen.
„Alle Menschen sind Brüder. Weg mit den Unterdrücken. Nur das Poletat hat die Macht.“
Er hält inne.
Er ist sehr klein.
Und er ist schwarz.
„Alle Menschen sind Brüder und Schwestern“ schreit er und seine Augen blitzen triumphierend in den regnerischen, nass-kalten Himmel. Der Sand wird hoch geweht und die Bäume rauschen.
So ähnlich muss sich Erich Honecker gefühlt haben, als er oben auf der Tribüne gestanden und sein unterdrücktes Volk mit sozialistischen Parolen auf eine entbehrungsreiche Zeit vorbereiten wollte oder als ihm klar wurde, dass ihn nicht einmal mehr seine gen Himmel gereckte Faust vor dem Untergang bewahren konnte.
Er steht immer noch dort oben und er fühlt sich wohl langsam auch ein bisschen seltsam.
Was wohl sein Volk antworten wird?
Aber das Volk ist nicht da.
Es läuft, ohne ihn zu beachten auf der Wiese oder zwischen den Bäumen umher und schaukelt oder klettert oder ganz dreiste werfen sogar Sand nach ihm.
Ein letztes Mal noch hebt der kleine Kerl seine Faust und ruft „Solatat für alle“. Dann endlich schubst ihn sein Bruder so lange, bis sie beide gemeinsam quietschend die glatte Rutsche herunter kugeln und unten angekommen das tun, was Kinder in dem Alter tun sollten, statt pseudo-sozialistische Parolen zu skandieren: Lachen !
Wer wohl ihr Vater ist?
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