Montag, 24. März 2014


Würden sie in ein Flugzeug einsteigen, in dem ein Kapitän am Steuer sitzt, der gerade von der Flugschule kommt? Hätten sie Vertrauen zu einem Lehrling im Fallschirmzusammelegen? Würden sie ihre hochspekulativen Investmentgeschäfte einem Bank Azubi anvertrauen?
Ich denke die Antwort ist in allen Fällen (von Menschen mit Verständnisproblemen abgesehen) ähnlich oder annährend ähnlich.

Der Grund wohl auch.
Es gibt Menschen, die haben Freude an riskanten Momenten, am Nervenkitzel, am Adrenalinkick, der einen durchfluten soll, wenn es gefühlt gefährlich wird. In Wirklichkeit sind die Risiken aber überschaubar und kalkuliert. Wer Bungee Jumping probiert wird feststellen, dass sich darauf inzwischen ganze Industriezweige spezialisiert haben. Es gibt kaum Events (neudeutsch für Ereignisse) bei denen so viel auf Sicherheit geachtet wird, wie dort. Niemand möchte schließlich den Namen seiner Eventschule in Zusammenhang mit einem Unglücksfall in den Schlagzeilen der Boulevardpresse lesen.

Der Durchschnittsmensch, vielleicht sogar all jene, die keine Stuntmen sind, gehen beim Risiko kein Risiko ein. „Kann da auch wirklich nichts passieren?“ raunt der gelackte Manager der jungen Dame zu, die ihm das Geschirr für den Kopfuntersprung anlegt, bevor er sich vor seiner Freundin aufbaut und so eine Art modernen Tarzan mimt.
Nein, die Menschen heute wollen Risiko ohne Risiko. Sie wollen sicher sein, dass beim Sprung vom Turm nicht das passiert, was die meisten Menschen, sie eingeschlossen, sich vorstellen wollen, was passieren könnte. Der Kick findet also nur im Kopf statt, in dem Bereich, in dem die Logik ausgeblendet ist. Logisch gesehen, kann nichts passieren.

Einen Bereich gibt es allerdings, da gehen die Menschen ganz bewusst Risiken ein und zwar unnötig und vollkommen unsinnig. Nämlich bei der Fahrt hinter einem Risikofaktor genannt Fahrschulauto.
Niemand ist so schlecht trainiert ein Auto zu beherrschen, wie ein Fahrschüler. Und nirgendwo ist es so gefährlich, wie hinter einem Fahranfänger, selbst wenn ein absolut reaktionsschneller Fahrlehrer daneben sitzt (was auch nicht immer der Fall ist).
Und hinter genau solchen Autos fahren Menschen hinterher, die sich dieses Risikos bewusst sein müssen. Waren doch alle Menschen einmal Fahranfänger.

Noch einmal damit es klar wird: ein Fahranfänger beherrscht das Autofahren noch nicht. Er lernt gerade erst mit der Macht des Motors und den mechanischen Balancen umzugehen. Wo ein kundiger Autofahrer mit der Sicherheit jahrelanger Fahrpraxis automatisch den richtigen Weg wählt, greifen Anfänger meist zum falschen Mittel in gefährlichen Situationen. Der Platz hinter diesem Auto ist genau wie der Platz im Flugzeug des Piloten der frisch von der Pilotenschule kommt; genau wie der Fallschirm, gepackt vom Lehrling, der zum dritten Mal den Fallschirm zusammenlegt. Bei allen lauert das Risiko.

Und während bei dem Piloten und dem Lehrling kein Schild, keine Plakette auf das Risiko hinweist haben Fahrschüler sogar noch ein hübsches kleines Schild mit der Aufschrift „Fahrschule“ am hinteren Teil des Autos angebracht.

Und trotz all dieser Warnhinweise und der offensichtlichen Gefahr, die hier lauert, lassen es sich Menschen nicht nehmen dem Fahrschüler mit einem Abstand von 10 Zentimetern zu folgen. Ob in der Stad oder über Land, immer der gleiche Abstand.

Was sagt das über diese Menschen aus?

Nun, es gibt wohl mehrere Möglichkeiten:

a) Dummheit
b) absolute Dummheit

c) völlige, absolute, nicht umkehrbare Dummheit

d) Leichtsinn gepaart mit a, b oder c
e) Nervenkitzel

Menschen, die bewusst ein Risiko eingehen, die bewusst so dicht hinter einem Auto herfahren, von dessen Fahrer sie wissen müssen, dass er unerwartete Fahr- und / oder Bremsmanöver durchführt, sind im strengen Sinne leichten Sinnes, oder sie erkennen die Gefahr nicht (oder sie ist ihnen Schnurz).
Fakt ist, dass ich bei jeder Fahrstunde eine längere Strecke auf einer kurvigen Waldstraße absolviere, auf der 60 km/h erlaubt sind und Überholverbot besteht, und das jedes Mal, wenn ich dort fahre, der hinter mir fahrende Fahrer auf 10 oder 20 Zentimeter an das Heck meines Fahrschulautos heranfährt. JEDES MAL !!!

Verrückt oder?
Und wer denkt es wären nur junge Herren in schnellen oder protzigen Autos, irrt. Es sind auch Mütter (mit Kind im Auto) oder ältere Damen oder ältere Herren ohne Kinder.

 

 

 

Freitag, 14. März 2014


Ich: Ich bin auf der Suche nach einem kombinierten Vertrag DSL (Internet Flat/Telefon Flat eher nicht) & Mobile Phone Flat
Mitarbeiter: Herzlich willkommen beim Bestellservice für Neuverträge von O2. Hier können Sie Handytarife, O2 DSL sowie Datenverträge bestellen.
Mitarbeiter: Guten Tag
Mitarbeiter: Sie möchten also einen DSL Anschluss?
Ich: Jein, ich möchte, was ich schrieb...
Ich: Ich bin auf der Suche nach einem kombinierten Vertrag DSL (Internet Flat/Telefon Flat eher nicht) & Mobile Phone Flat
Mitarbeiter: Das klingt aber sehr nach nur einem normalen DSL Anschluss
Mitarbeiter: Sie meinen also einen DSL Anschluss und einen Mobilfunktarif?
Ich: Ja, als Kombination
Mitarbeiter: Ok
Mitarbeiter: Eine Telefonflat ist schon beim DSL Anschluss dabei Sie können aber trotzdem surfen auch ohne ein Telefon anzuschließen.
Mitarbeiter: Für welchen DSL Tarif interessieren Sie sich denn genau?
Mitarbeiter: Haben Sie schon einen Verfügbarkeitscheck gemacht?
Ich: Ich glaube, wir schreiben aneinander vorbei, oder ich bin technisch nicht ganz firm... Ich möchte einen Tarif, bei dem ich einen DSL Anschluss für Zuhause bekomme mit einer Internet Flat und dazu möchte ich für mein Handy eine Komplettflat (SMS, Telefonie etc.)
Mitarbeiter: Nein wir meinen beide exakt das gleiche
Mitarbeiter: Sie möchten einen DSL Anschluss bei dem die Telefonflat nicht so wichtig ist, daher auch meine Erklärung dazu.
Ich: Gut, aber warum schreiben sie von DSL ohne das Handy zu erwähnen? Oder ist in jedem ihrer DSL Paket ein Handytarif inklusive?
Mitarbeiter: Weil ich gerne eins nach dem anderen abklären möchte um es zu vereinfachen.
Mitarbeiter: Sonst kommen wir beide noch durcheinander :)
Ich: Gut. Also Ja, ich möchte einen DSL Anschluss für zuhause mit Internetflat. Telefon Flat ist mir nicht so wichtig
Mitarbeiter: Ok
Mitarbeiter: Dann nennen Sie mir doch bitte Ihre Adresse damit ich prüfen kann welche Geschwindigkeit bei Ihnen möglich ist.
Ich: Hamburg xxxxxxxx
Mitarbeiter: Ich benötige bitte die genaue Adresse mit PLZ und Straße und Hausnummer.
Ich: 22xxx Hausnummer xx
Mitarbeiter: Danke
Mitarbeiter: An Ihrem Wohnort sind VDSL 25001 kbit/s bis 50000 kbit/s verfügbar.
Ich: Gut (?)
Mitarbeiter: Das ist sehr gut nur wenige verfügen über eine so gute Verbindung.
Mitarbeiter: Bedeutet für Sie, Sie können sich aussuchen welchen Tarif Sie möchten und sind nicht eingeschränkt in der Entscheidung.
Ich: Prima
Mitarbeiter: Ja
Mitarbeiter: Kommen wir zum Mobilfunktarif (Handyvertrag)
Ich: Gern
Mitarbeiter: Wie oft surfen Sie am Tag mit dem Handy?
Ich: Täglich etwa 15-20 Minuten
Mitarbeiter: Dann eher Facebook und Google oder auch schon mal YouTube Videos?
Ich: keine Videos, keine Musik, kein Facebook, lediglich Google
Mitarbeiter: Super das hilft uns sehr.
Mitarbeiter: Dann kann ich Ihnen folgendes Angebot machen:
Mitarbeiter: DSL All-in L + Handyvertrag All-in M
Ich: Klingt erst einmal sehr gut, die entscheidende Frage ist, was wird mich das kosten?
Mitarbeiter: Durch diese Kombination profitieren Sie von einem Rabatt, Sie bekommen von mir 5 € Rabatt auf die Monatliche DSL Grundgebühr
Mitarbeiter: Kann ich Ihnen auch gerne nennen.
Mitarbeiter: Mit dem O2 DSL All-In L für nur 9,99 EUR (ab dem 4. Monat 29,99 EUR) erhalten Sie eine Flatrate für das Telefonieren ins deutsche Festnetz und in alle deutschen Mobilfunknetze, außerdem surfen Sie mit bis zu 50 Mbit/s.
Mitarbeiter: Bedeutet Sie erhalten die Leistung vom L zum Preis vom M
Mitarbeiter: Den All-in M kann ich Ihnen dann für 21,99 € mtl. im ersten und 24,99 € mtl. im zweiten Jahr anbieten Sie sparen also auch hier nochmal 5 € mtl.
Ich: Ich muss leider noch einmal nachfragen: kommt dazu noch eine Gebühr für die Nutzung des Handy?
Mitarbeiter: Der All-in M liegt normal bei 26,99 € im ersten und 29,99 € mtl. im zweiten
Mitarbeiter: Sie können damit überall hin kostenlos telefonieren und schreiben außerdem haben Sie eine Internetflat dabei 500MB
Ich: Ich verstehe es jetzt so:
Ich: DSL Anschluss inkl. Internet Flat inkl. Telefon Flat inkl. Handy Flat (SMS+Internet+Telefonie)?
Mitarbeiter: Ja
Ich: Dolle Sache !
Mitarbeiter: In dem DSL Anschluss ist alles mit drin Sie können überall hin aus dem Festnetz kostenlos telefonieren SMS schreiben ist damit nicht möglich
Ich: Was müsste ich tun, wenn ich mich für ihren Vorschlag entschließen würde?
Mitarbeiter: Mir Ihr Einverständnis geben :)
Mitarbeiter: Ich kann Ihnen gerne nennen wie wir den Vertrag abschließen würden:
Mitarbeiter: Ich stelle Ihnen einige wichtige Fragen in Bezug auf die Bestellung und richte diese für Sie ein. Anschließend erhalten Sie von mir eine Bestätigungsmail mit allen Vertragsinhalten.
Ich: Der Konjunktiv war schon berechtigt! Ich muss über solche Sachen erst einmal eine Nacht schlafen!
Mitarbeiter: Es ist schwierig da Sie automatische einen zufälligen Mitarbeiter zugeteilt werden
Mitarbeiter: Gerne kann ich Sie Morgen zurück rufen nachdem Sie sich das alles gründlich überlegt haben.
Mitarbeiter: Was halten Sie davon möchten wir das so vereinbaren?
Ich: Ich denke über ihr Angebot nach und dann melde ich mich. Vielen Dank!
Mitarbeiter: Das Angebot endet sobald Sie den Chat verlassen.
Mitarbeiter: Ob andere Mitarbeiter Ihnen dasselbe Angebot machen können kann ich nicht garantieren.
Mitarbeiter: Gerne
Mitarbeiter: Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.
Ich: Danke, gleichfalls

Die interessante Frage am Ende der Konversation lautet: habe ich angeboten bekommen, was ich wünschte?

Fakt ist, dass auf meine Frage nach dem Kombitarif bis zum Schluss nicht eingegangen wurde d.h. ich habe nie einen Kombitarif angeboten bekommen. Ebenfalls ein Fakt ist, dass ich einen DSL Tarif angeboten bekommen habe, der einen Datendurchsatz von weit über 50.000Kbit/s erlaubt. Viel mehr, als ich bisher habe und viel mehr, als ich eigentlich brauche. Und es ist eine Telefonieflat inklusive, die ich mehrmals abgelehnt habe.
Ebenfalls Fakt ist, dass der Handyvertrag, obwohl ich keine Musik oder Videos lade, ein Jahr LTE 4G beinhaltet.

Jetzt zu den Kosten:

DSL All in one L = 14,99 in den ersten 3 Monaten, danach 34,99 abzüglich des Rabattes: 3 Monate 9,99, danach 29,99
Mobile All in one M = 26,99 ab dem 13.Monat 29,99 abzüglich Rabatt = 21,99, ab dem 13.ten Monat 24,99

Ergibt zusammen:

In den ersten drei Monaten: 9,99 + 21,99 = 31,98
Ab dem vierten Monat: 29,99 + 21,99 = 51,98 (Steigerung nach vier Monaten um 61,5%)
Ab dem 13ten Monat: 29,99 + 24,99 = 54,98 (Steigerung nach 14 Monaten um 72%)


Derzeit beträgt meine Rechnung ca. 35 Euro (keine DSL & Mobile Telefonie Flat, keine SMS Flat, aber für beides Internet Flat)

 

Donnerstag, 27. Juni 2013

Träume sind Schäume

Wir befinden uns in einer fernen Zukunft.

Helmut Kohl ist immer noch Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. In der DDR regiert die SPD unter Joachim Gauck. Die Grenzen sind offen, aber niemand will in den Westen.

Im Osten haben die Menschen Arbeit, weil die Firma Apple dort einen Computer herstellen lässt; Hareico Würstchen produziert und Combo Kakaopulver für kalte und warme Milch verpackt.
Es gibt Apfelsinen und Bananen.

Im Westen kriselt die Wirtschaft. Der Liter Benzin kostet 3 Mark 40 Pfennige. Das modernste Auto ist der Opel Ascona, das aber leider 11 Liter Benzin verbraucht. Die meisten Menschen fahren mit dem Motorrad oder dem Fahrrad. Autofreie Sonntage sind jeweils der erste, der zweite, der vorletzte und der letzte Sonntag im Monat.

Frank Elsner sucht einen Nachfolger für seine Spielshow „Wetten dass“, aber weder Wim Thoelke noch Hans Rosenthal wollen die Sendung übernehmen. Heinz Schenk kam nicht in die engere Auswahl.

Die Mädchen tragen Stufenminiröcke und Ballerinas. Die Jungs haben Jeans und Cowboystiefel. Beliebt sind Aktenkoffer aus Lederimitat, bei denen man mit dem Zeigefinger beim Tragen den Deckel zuhalten muss.

Steven Spielbergs Film ET LXXVII. kommt in die Kinos und löst damit den bisher erfolgreichsten Film Blade Runner XV. ab. Über den Hauptdarsteller aller Folgen Harrison Ford wird gemunkelt er plane einen Film mit Außerirdischen oder er würde einen Abenteurer Archäologen mimen. Beides wurde von seiner Filmgesellschaft CCC unter Artur Brauner bestritten.
Im Radio läuft seit Tagen nur noch ein Hit „Thriller“. Der Künstler ist ein Mann, der immer mit Maske auftritt und schwarz zu sein scheint. Das zumindest sieht man, wenn er rückwärts rutscht und sich in den Schritt fasst.

In Amerika ist, nach dem altersbedingten Rücktritt von Morgan Freeman, endlich ein weißer Präsident an die Macht gekommen. Der erste nach 120 Jahren. Er ist ebenfalls ein ehemaliger Schauspieler und heißt Adam Sandler.

Ganz anders dagegen in Südafrika. Hier scheint kein Ende der Apartheid in Sicht. Immer noch regieren Frederic DeClerc und Bischof Tutu das Land mit harter Hand und unterdrücken jede Form von katholischem Glauben. Sämtliche Bischöfe wurden mit ihren Priestern in Ghettos vertrieben und müssen sich als Seelsorger für Hunde und Katzen reicher Schwarzer durchschlagen.

In Deutschland dagegen ist die Integration noch in vollem Gange. Bereits 1,5 Millionen italienische und  türkische Gastarbeiter haben sich einbürgern lassen und eröffnen Lesetuben für alte Menschen und Selbsthilfegruppen für Autobastler.

Vor den Comodore Stores stehen die Menschen Schlange um endlich einen der begehrten C645 Computer erstehen zu können. Der Hype ist so groß, dass Jugendliche bereits eine Nacht vor der Eröffnung vor dem Laden kampieren. Immerhin bietet sich ihnen damit eine Möglichkeit dem tristen Alltag von Carerra Bahnen und Matchbox Autos zu entkommen, deren mangelnde Weiterentwicklung in den letzten Jahren nicht zu einer weiteren Verbreitung beitrug.

Nachdem MacDonalds seine erste Filiale in Hamburg wieder schließen musste, weil niemand die pappigen Brötchen mit der winzigen Frikadelle essen wollte, schießen überall von engagierten Müttern gegründete Nudelküchen und Bratkartoffelstübchen wie Pilze aus dem Boden.
Beliebt sind auch die Salat und Gemüsestände in den Innenstädten, die im heimischen Garten gezüchtetes, naturbelassenes Obst und Gemüse anbieten.

Nachdem die Partei der Grünen wegen angeblicher radikaler Position verboten wurde, gibt es in Deutschland keine Atomkraftwerke mehr, stattdessen drehen sich gerade in ländlichen Gebieten wieder Windmühlen.

Beatrice Richter zieht sich für den Playboy aus und keiner will das sehen und selbst ihr Bühnenpartner Diether Krebs bleibt aus Protest der Serie fern, die bereits gedreht ist.

Tja, und wir nehmen Abschied von Ilja Richter, der mit seiner Sendung Disco 133 Jahre lang die Herzen aller Teenies erobert hat.

Hat noch jemand eine Idee, wie es kommen wird? Ich freue mich über Anregungen aus der eignen "schmutzigen Phantasie"...
Die Welt ist eine Telefonzelle

„Ey Digga, ruf ma an. Ey mein Handy is zu teua Allah.“
„Und dann habe ich gesagt, weißt Du, er soll sich mal warm anziehen, hab ich gesagt“
„DA MÜSSEN SIE HALT NOCH MAL ANRUFEN: ES KANN DOCH NICHT SEIN; DASS UNSERE FIRMA SO VIEL GELD AUSGIBT UND DANN KEINEN SERVICE BEKOMMT“

„Ey, das mit mein Händy wird escht teuer Digga. Ruf misch ma an Allah. Ey echt“
„Und weißt du, dann habe ich ihm auch noch gesagt, weißt du, er soll sich nicht immer so Scheiße benehmen. Hab ich gesagt“
„JETZT RUFEN SIE DA DOCH BITTE AN“

Kein Chance zu entkommen.
Manchmal denke ich, dass sich diese Menschen extra den Bus oder die Bahn aussuchen um zu telefonieren, denn da kann niemand weg.
Wer von A nach B will, kann nicht zwischendurch aussteigen.
Und so gucken wir eben nur genervt.
Und die Mobiltelefon Besitzer aller Länder schauen genervt zurück.
Als wollten sie sagen: „Warum stört ihr uns beim Telefonieren“.

Da fällt mir etwas ein, das mich während meines Studiums sehr beeindruckt hat.
Es ging um Emissionen. Und zwar die eines Schweinemastbetriebes.
Steht ein solcher Betrieb irgendwo und ein Häuslebauer stellt seine Datscha direkt daneben, dann hat er den Gestank zu dulden. Steht ein Haus auf weiter Flur und ein Schweinemäster will seinen Betrieb direkt daneben aufmachen, dann bekommt er Auflagen zur Begrenzung seiner Emissionen. Nach dem Motto: wer zuerst da war…

Also, wer war jetzt zuerst da?
Was ist, wenn ich zuerst in der Bahn war und der Telefonierer kommt dazu?
Müssen er oder sie sich dann Auflagen gefallen lassen?
Und wie setze ich diese durch, wenn es sich bei dem Telefonierer um einen glattschädeligen, muskelbepackten, uneinsichtigen Wrestler von 150 Kilo handelt?

Nein, so kann ich der Sache nicht beikommen.
Schließlich ist es doch ganz einfach: Rücksichtnahme kann von allen Menschen erwartet werden, die Geräusche oder Gestank verbreiten.
Das gilt für Viel- und Lauttelefonierer, wie für Seifeverweigerer.

Trotzdem ist es ein Phänomen.
Ein schlauer Demograf hat ausgerechnet, wie viele Mobiltelefone in Deutschland unterwegs sind und die Anzahl erreicht fast die Anzahl aller Einwohner dieses Landes. Was den Mann zu der kühnen Schlussfolgerung verleitete, dass jeder Mensch so eines hätte.
Statistisch gesehen zumindest.
Aber wenn ich die hippen Youngster sehe, die sich jedes halbe Jahr ein Neues kaufen, dann hinkt diese Statistik. Und zwar an der Realität vorbei.
Links vorbei.
Vielleicht

Zurück zum Thema.
Immer mehr Menschen haben also ein Mobiltelefon.
Und sie können damit jederzeit und überall telefonieren, wenn sie wollen.
Rein sachlich betrachtet könnte jeder Mensch der so ein Telefon hat den ganzen Tag telefonieren.

Aber warum sollte er das tun?
Warum telefonieren manche Menschen so viel und an öffentlichen Orten.

Ich erinnere mich an Telefonzellen.
Das waren postgelbe Kabinen in denen ein Telefon hing, und das man benutzen konnte, wenn man telefonieren musste und nicht zuhause war.
Schließlich wurden die Häuschen zu allem missbraucht, wozu sie nicht gedacht waren und alsbald blieb rein designtechnisch nichts anderes mehr übrig, als eine Stahlsäule, ein winziges Dächlein rechts und links eine schmale Plastikwand und natürlich das Telefon nebst Wählwerk.
So verwandelte sich das Telefonhäuschen von der abgeschlossenen Privatkabine in ein halb öffentliches Fernsprechinstrument.
Und je weiter die Zeit fortschritt, desto weniger Teile hatte das Telefon im Freien noch.
Schließlich stehen heutzutage nur noch die Säule ohne Dach und ein Hörer und eine Edelstahltastatur an einigen ausgewählten Plätzen herum.

So vollzog sich für alle sichtbar der Weg von der Individualität zur Kollektivität; von der Abgeschiedenheit der Privatsphäre zur Schaustellung der Individualität.
Und genau diesen Weg setzt das Mobiltelefon fort.

Telefonieren ist nicht mehr Ausdruck von privatem, höchst intimem, wie Briefeschreiben oder leisem, vertrauten Reden, sondern pure Öffentlichkeitsarbeit am eigenen Ego.
Telefonieren ist jetzt für alle sichtbar.
Es gibt keine Geheimnisse mehr.
Die Zeiten, in denen man sich zum Telefonieren in eine Kabine zurückzog und schamhaft die Tür zuzog sind vorbei.
Heute wird aus niemandes Herz mehr eine Mördergrube gemacht. Niemand soll die verstaubten Werte der Vergangenheit beweinen, als es noch so etwas wie Privatsphäre gab.
Und deswegen ist Telefonieren öffentlich geworden.
Wer telefoniert muss sich nicht mehr verstecken.
Wer telefoniert kann das heute tun, wo immer er will und wann.

Tatsächlich habe ich während meiner langen und erlebnisreichen Zeit des Bus und Bahnfahrens so viele Gespräche mehr oder minder mitgehört, dass ich am Ende nicht wusste, ob ich selbst Zuhörer am anderen Ende war oder eben nur zwangsläufiger Mithörer. Mitunter redete der Telefonierer derart nah an meinem Gesicht, dass ich das Gefühl hatte, von mir würde eine Antwort erwartet.

Ich schweife ab.

Die Frage, die sich mir stellt ist die, ob das Telefon Auslöser oder Beiträger war.
In Zeiten, in denen immer mehr Menschen eine narzisstische oder teils exhibitionistische Ader an den Tag legen, frage ich mich, was der Grund war oder ist.
Hat DIE Gesellschaft Mitglieder manipuliert und ihnen erfolgreich suggeriert nichts zu sein und nichts darzustellen, wenn sie sich nicht darstellen? Oder sorgt das viel beschimpfte Privatfernsehen dafür, dass der Wunsch sich öffentlich zu präsentieren auch vor einstmals peinlichen Dingen nicht haltmacht?
Ich glaube, das ist eine Frage für ein Menschenleben.
Und es ist ein bisschen die Frage nach dem ersten Erscheinen von Henne oder Ei.

Welche Frage hat das Mobiltelefon dabei gespielt.
Aus meiner bescheidenen Sicht war es ein Teil des Ganzen.
Allein hätte das Mobiltelefon keine solche Verbreitung gefunden. Eines zu haben und telefonieren zu können wäre sicher ein Verkaufsargument, aber was nutzt eine Möglichkeit, wenn man sie nicht nutzt?
Also wurde auch dem Telefonieren eine Art Öffentlichkeitskult verpasst. Wer öffentlich telefoniert ist hip und jung und begehrt und lebt den Zeitgeist, unterwirft sich keinen gesellschaftlichen Beschränkungen.
Fazit: Jeder der ein Mobiltelefon hat, muss es mindestens drei Mal in 10 Minuten herausziehen und damit telefonieren oder sinnreich damit herumspielen.
Zeig was du hast!
Immerhin ist das Mobiltelefon damit ein Teil einer Welt, die immer öffentlicher wird.
Und ich denke hier bekommt meine Theorie Futter aus anderer Ecke.
Wenn man seine Gedanken, die man beim Telefonieren zweifellos hat, so öffentlich macht, dass man billigend in Kauf nimmt, dass sie andere aufnehmen können, dann ist man doch davon überzeug ein Mensch zu sein, der keinen Unterschied mehr macht zwischen der Individualität und der Kollektivität.
Anders geschrieben: wer so öffentlich redet, darf sich nicht wundern, wenn die eigenen Gedanken keine Intimsphäre mehr haben.

Wird die Intimsphäre dann kleiner (als früher) oder verlagert sie sich nur?
Um das zu ergründen, muss man der Frage nachgehen, ob es etwas gibt, worüber Menschen am Mobiltelefon niemals sprechen würden.
Die Antwort heiß aus eigener Erfahrung: wohl kaum! oder deutlicher: Nein!
Gibt’s nicht! No way, auf keinen Fall.
Ich habe die Menschen schon über alles sprechen hören.
Über wirklich alles !
Und während ich rote Ohren bekam, entspannte sich der Sprecher, der soeben etwas über seine ekligsten Geschlechtskrankheiten erzählt hatte, als hätte er grad ein gutes Glas Wein getrunken.
Puh.

Die Intimsphäre hat sich nicht verlagert.
Sie scheint kleiner geworden zu sein.
Das erklärt auch den Konflikt zwischen Alt und Jung. Es sind die Schamgrenzen deren Größenunterschiede da aufeinander prallen.

Zurück zum Mobiltelefon.
Wenn immer mehr Menschen so ein Ding haben und sich immer mehr Menschen über immer mehr Dinge unterhalten und es keinen Ort auf der Welt gibt, an dem sie nicht sein können (außer vielleicht Nordkorea), dann gelange ich als Nicht- oder Nicht-gerne- Telefonierers bald in eine Art Minderheitenstatus.

Gilt dann für mich so eine Art Minderheitenschutz?
So eine Art AGG?

Wohl nicht.
Vielmehr werde ich jeden Tag Zeuge von Gesprächen, die ich gar nicht hören will.
Mich interessieren nicht die Darmkoliken von Tante Ilse, nicht die geilen Tussen der coolen Sau am anderen Ende und mich interessiert auch nicht, welche Depotkosten der blasierte Rechtsanwalt bei welcher Bank bezahlen muss.
Ich will‘s schlicht nicht wissen!

Für mich hat Telefonieren in der Öffentlichkeit immer noch etwas altmodisch schamhaftes. Ich will nicht, dass alle Welt erfährt, wie gern ich meine Freundin habe und ich mag auch nicht lange telefonieren, wenn ich weiß, dass dutzende Menschen mit ihrem Ohr an meinem Telefon kleben.

Vielleicht sterbe ich bald aus.
Dann wird die Welt eine Telefonzelle.

Wenn sie es nicht schon ist.

Freitag, 9. November 2012

Drängler

Er drängelt.
Und er schiebt.

Weil ich keinen Euro oder eine andere Münze, und Nein, auch keinen Einkaufschip habe, musste ich mir mit einem großen, leeren Karton behelfen, in dem zuvor in Folie eingewickelte Eisbergsalatköpfe ihr tristes Dasein fristeten.

Also stehe ich an der Kasse mit einem vollen Karton, den ich aufgrund der Größe des Kartons und meines Einkaufes, beidhändig tragen muss.
Ich habe keine Hand frei um den Drängler abzuwehren; habe keine Hand frei um ihn von mir zu schieben. Ich stehe, gefühlt, eingekeilt zwischen Vordermann, Transportband und Drängler.
Meine Tasche auf meinem Rücken wird immer wieder angestoßen und mir ist warm in meiner dicken Winterjacke.
Wer einmal in einer Schlange vor einer Kasse steht und wer behauptet es würde ihn nicht stören, wenn er gedrückt oder geschoben würde oder was besonders perfide ist: mit dem Einkaufswagen in die Hacken gefahren, der lügt.
Und gerade Abends, wenn man einen Einkauf, der einem schon wegen der Verpflichtung lästig ist, durchstehen muss, dann sind Störungen besonders perfide.
Ich fühle mich dann, als würde mich nach einem 30 km Gewaltmarsch noch jemand anweisen den Mülleimer raus zu tragen.
Irgendwann will ich einfach nicht mehr.
Ich will keinen Ärger, ich will nicht mehr warten, bis ich mich endlich auf der Couch lümmeln kann und ich will vor allem keinen Menschen, der mich in meiner Ruhe stört.
ICH WILL KEINE DRÄNGLER !

Aber er drängelt trotzdem weiter.
Sein Karton, den er ebenfalls in Ermangelung eines Wagens vor sich her trägt, schabt immer wieder unangenehm an meiner Tasche auf meinem Rücken.
Wenn ich mich jetzt umsehen würde, dann würde ich sicher noch nervöser werden.
Ich will mich nicht umdrehen.
Ich will mich nicht aufregen.
Und ich will, dass das Gedrängel aufhört.

Aber er kennt kein Erbarmen.
Gehe ich in der Schlange einen Schritt nach rechts oder links und versuche meine Tasche aus der Schusslinie zu bringen, dann stellt er sich so hin, dass sein Karton mit der Kante an meiner Tasche entlangquietscht.
Nein, ich darf mich jetzt nicht umdrehen.
Wenn ich mich jetzt umdrehe, dann machen sich vielleicht die schweren Salamiwürste in meinem Karton selbständig…

Endlich bin ich an der Reihe.
Ich stelle eine Kante meines Transportkartons auf die metallene Kante hinter das
Transportband um eine Hand für die Entladung frei zu haben. Selbst jetzt drängelt mich der Drängler mit seiner Kiste.
Kaum, dass ich meinen letzten Artikel auf dem Band zum Liegen gebracht habe und erleichtert den Karton in einer Hand schlenkern lassen kann, da knallt er seinen Karton auf meine Salatgurke, die vom Bandende ungefähr 3 Millimeter entfernt liegt und seinem Karton mit aller Geschicklichkeit, der sie fähig wäre, gar nicht ausweichen kann.
„Ich darf meinen Karton mal hier abstellen“ grunzt eine Stimme und er sieht mich herausfordernd an.
Hat er mich gefragt, ob er meine Gurke zerquetschen darf?
Hat er mich gefragt, ob er seinen Karton abstellen darf, weil er einen Krampf in der Hand hatte?
Hat er irgendetwas Höfliches gesagt?

Wenn Ja, dann hat er wohl nicht die Muße auf eine Antwort zu warten.

Es ist auch eher eine Behauptung, die keinen Widerspruch duldet im verklärenden Gewand einer Frage.
„Wenn sie meine Salatgurke heil lassen gern“ antworte ich betont höflich.

Wir stehen uns jetzt direkt gegenüber.
Seine Fähigkeit Distanzen abzuschätzen ist immer noch unterentwickelt.

Hinter ihm ist ein Platz von etwa einem Meter zum nächsten Kunden, aber er steht mir fast auf den Füssen.

Er ist etwa 3-5 Zentimeter kleiner als ich, riecht nach einem männlichen, eher ältlichen After Shave und einer Nuance Tabak-Schweiß-Alkohol und sieht mich herausfordernd an.
„Ich hab ja wohl höflich gefragt“ pampt er los und ich sehe in seinen Augen das Bedürfnis kleine Kinder und kleine Hunde zu schlagen.
Aber dann läuft er zur Höchstform auf „Sie haben sich schon die ganze Zeit immer wieder so blöde umgeguckt“
Das ist dreist.
Dafür hätte er auf jeden Fall einen Schlag mit der Salami verdient.
„Und das finden sie jetzt höflich?“, frage ich ihn und sehe ihm direkt ins Gesicht.
Er windet sich.
Wäre ich ein Kind gewesen oder eine wesentlich kleinere Person, hätte er bestimmt schon seine Faust herausgeholt und zugeschlagen.
„Dann entschuldige ich mich“ presst er heraus und dreht sich um.
Sein Ton ist dabei so inbrünstig entschuldigend wie der des Hunnen Attila während einer Völkerschlacht.
Ich stehe betont lässig vor der Kasse und warte darauf, dass sich mein Einkaufsmengentrennstab auf dem Transportband in Richtung Scanner vorschiebt.

Er steht wenige Zentimeter von mir entfernt und überlegt sich krampfhaft, welche verbale Attacke er noch anbringen könnte, bevor ich diese Arena verlasse. Ist er ein „Nachrufer“; ein „Hinterherschreier“ der sich Luft macht, wenn der andere fast außer Sichtweite ist?
Keine Ahnung !

Während ich meinen Einkauf wieder in die Kiste stapele habe ich keine Zeit und keine Lust ihn zu beobachten. Ich muss mich auch darauf konzentrieren, dass mein Gemüsefond nicht auf meine Salatgurke drückt und die Äpfel nicht unter den Dosen Tomatensaft landen.

Dann habe ich ihn auch schon vergessen.
Ich packe meine Sachen an einem Packtisch in meine Tasche und möchte nicht mehr an ihn denken.
Ich will nicht sehen, was er tut und wohin er geht.
Menschen wie diese will ich überhaupt nie wieder sehen.
Sie sollen einfach aus der Tür gehen und verschwinden.