Montag, 24. März 2014


Würden sie in ein Flugzeug einsteigen, in dem ein Kapitän am Steuer sitzt, der gerade von der Flugschule kommt? Hätten sie Vertrauen zu einem Lehrling im Fallschirmzusammelegen? Würden sie ihre hochspekulativen Investmentgeschäfte einem Bank Azubi anvertrauen?
Ich denke die Antwort ist in allen Fällen (von Menschen mit Verständnisproblemen abgesehen) ähnlich oder annährend ähnlich.

Der Grund wohl auch.
Es gibt Menschen, die haben Freude an riskanten Momenten, am Nervenkitzel, am Adrenalinkick, der einen durchfluten soll, wenn es gefühlt gefährlich wird. In Wirklichkeit sind die Risiken aber überschaubar und kalkuliert. Wer Bungee Jumping probiert wird feststellen, dass sich darauf inzwischen ganze Industriezweige spezialisiert haben. Es gibt kaum Events (neudeutsch für Ereignisse) bei denen so viel auf Sicherheit geachtet wird, wie dort. Niemand möchte schließlich den Namen seiner Eventschule in Zusammenhang mit einem Unglücksfall in den Schlagzeilen der Boulevardpresse lesen.

Der Durchschnittsmensch, vielleicht sogar all jene, die keine Stuntmen sind, gehen beim Risiko kein Risiko ein. „Kann da auch wirklich nichts passieren?“ raunt der gelackte Manager der jungen Dame zu, die ihm das Geschirr für den Kopfuntersprung anlegt, bevor er sich vor seiner Freundin aufbaut und so eine Art modernen Tarzan mimt.
Nein, die Menschen heute wollen Risiko ohne Risiko. Sie wollen sicher sein, dass beim Sprung vom Turm nicht das passiert, was die meisten Menschen, sie eingeschlossen, sich vorstellen wollen, was passieren könnte. Der Kick findet also nur im Kopf statt, in dem Bereich, in dem die Logik ausgeblendet ist. Logisch gesehen, kann nichts passieren.

Einen Bereich gibt es allerdings, da gehen die Menschen ganz bewusst Risiken ein und zwar unnötig und vollkommen unsinnig. Nämlich bei der Fahrt hinter einem Risikofaktor genannt Fahrschulauto.
Niemand ist so schlecht trainiert ein Auto zu beherrschen, wie ein Fahrschüler. Und nirgendwo ist es so gefährlich, wie hinter einem Fahranfänger, selbst wenn ein absolut reaktionsschneller Fahrlehrer daneben sitzt (was auch nicht immer der Fall ist).
Und hinter genau solchen Autos fahren Menschen hinterher, die sich dieses Risikos bewusst sein müssen. Waren doch alle Menschen einmal Fahranfänger.

Noch einmal damit es klar wird: ein Fahranfänger beherrscht das Autofahren noch nicht. Er lernt gerade erst mit der Macht des Motors und den mechanischen Balancen umzugehen. Wo ein kundiger Autofahrer mit der Sicherheit jahrelanger Fahrpraxis automatisch den richtigen Weg wählt, greifen Anfänger meist zum falschen Mittel in gefährlichen Situationen. Der Platz hinter diesem Auto ist genau wie der Platz im Flugzeug des Piloten der frisch von der Pilotenschule kommt; genau wie der Fallschirm, gepackt vom Lehrling, der zum dritten Mal den Fallschirm zusammenlegt. Bei allen lauert das Risiko.

Und während bei dem Piloten und dem Lehrling kein Schild, keine Plakette auf das Risiko hinweist haben Fahrschüler sogar noch ein hübsches kleines Schild mit der Aufschrift „Fahrschule“ am hinteren Teil des Autos angebracht.

Und trotz all dieser Warnhinweise und der offensichtlichen Gefahr, die hier lauert, lassen es sich Menschen nicht nehmen dem Fahrschüler mit einem Abstand von 10 Zentimetern zu folgen. Ob in der Stad oder über Land, immer der gleiche Abstand.

Was sagt das über diese Menschen aus?

Nun, es gibt wohl mehrere Möglichkeiten:

a) Dummheit
b) absolute Dummheit

c) völlige, absolute, nicht umkehrbare Dummheit

d) Leichtsinn gepaart mit a, b oder c
e) Nervenkitzel

Menschen, die bewusst ein Risiko eingehen, die bewusst so dicht hinter einem Auto herfahren, von dessen Fahrer sie wissen müssen, dass er unerwartete Fahr- und / oder Bremsmanöver durchführt, sind im strengen Sinne leichten Sinnes, oder sie erkennen die Gefahr nicht (oder sie ist ihnen Schnurz).
Fakt ist, dass ich bei jeder Fahrstunde eine längere Strecke auf einer kurvigen Waldstraße absolviere, auf der 60 km/h erlaubt sind und Überholverbot besteht, und das jedes Mal, wenn ich dort fahre, der hinter mir fahrende Fahrer auf 10 oder 20 Zentimeter an das Heck meines Fahrschulautos heranfährt. JEDES MAL !!!

Verrückt oder?
Und wer denkt es wären nur junge Herren in schnellen oder protzigen Autos, irrt. Es sind auch Mütter (mit Kind im Auto) oder ältere Damen oder ältere Herren ohne Kinder.

 

 

 

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